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Astrophytum myriostigma, Vorkommen an extremen Standorten im Jaumave-Tal
Schon einige male bin ich in diesem Gebiet gewesen. Aber zum Anhalten und nach Astrophytum suchen, dafür hat mich die Gegend nicht sonderlich animiert. Aber
bedingt durch Kurt Bergmann, einem Kakteenfreund aus Ciudad Victoria, welcher an diesem Tag die Führung übernommen hatte, wurde mitten im Flußbett angehalten. Im Stillen habe ich mich gefragt ob wir hier richtig
sind. Ich sollte jedoch eines Besseren belehrt werden. Bevor ich weiter schreibe, noch der Hinweis, wir, das sind Klaus Neumann, Kurt Bergmann und ich.
Einen Tag lang, stöberten wir zusammen im nördlichen Teil des Jaumave-Tals nach Kakteen. Kurt sei auf diesem Weg nochmals ein herzliches Dankeschön für seine Unterstützung gesagt.
Wir parkten also unseren VW-Bus im jetzt trockenen Flußbett. Schnell war ein Durchgang durch die dicht stehenden Büsche gefunden. Was sich dann auf den
vereinzelt stehenden, kleinen mit niedrigen Gehölzen bewachsenen Inseln an Kakteen entdecken ließ war schon sehr beeindruckend. Als erstes möchte ich die unzähligen Exemplare von Ariocarpus trigonus (Web.) K.Sch.
nennen. Dazwischen immer wieder Obregonia denegrii (Fric) sowie eine Ferocactus spec. Zur allgemeinen Freude auch eine Wilcoxia (Echinocereus). Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es sich hierbei um Wilcoxia
tamaulipensis (Werd.) oder einen anderen Vertreter dieser Gattung handelt. Und dann stand die Superpflanze vor mir Astropyhtum myriostigma (Lemaire). Mitten im Flußbett unter einem kleinen Baum wachsend. Es war
eines jener Prachtexemplare die schon bedingt durch seine Größe Eindruck auf den Finder machen. Die Höhe betrug ca. 48 cm. Anfänglich war die Pflanze gerade und aufrecht gewachsen. Bedingt durch eine
Scheitelverletzung, wurde später etwas abgewinkelt, ein neuer Kopf mit sechs Rippen ausgebildet. Die Epidermis war dicht mit hellgrauen Wollflocken bedeckt. Unweit davon konnte im Schatten eine nudale Pflanze
entdeckt werden.
Einige Kilometer weiter entfernt, kam ich als Astrophytum-Liebhaber dann gänzlich ins Schwärmen. An einer Stelle, welche laut Kurt Bergmann, vor geraumer Zeit
noch als Ebene zu bezeichnen war und auch gut zugängig sein sollte wurde angehalten. Hier hatte der Fluß ganze Arbeit geleistet. Die einstige Ebene war durch den nahen Fluß so stark unterspült und das sehr weiche,
lehmige Substrat weggespült worden, dass sich alles in Bewegung gesetzt hatte und in den Fluß abgerutscht war. Somit war die Ebene verschwunden und ein mit Büschen und Dornengestrüpp bewachsener Steilhang war
entstanden. Was müssen hier zur Regenzeit für Naturgewalten herrschen, die alles mitreißen und die Landschaft verändern. Bei der Ortschaft San Antonio ist diese Erosion des Schwemmlands ebenfalls zu beobachten
(Kaktusblüte 1997/43).
Doch zurück zu unserem Steilhang. Vom oberen Rand konnte ich einzelne Exemplare von Astrophytum myriostigma entdecken. Nach kurzem suchen konnte auch eine
begehbare Wasserablaufrinne für den Abstieg gefunden werden. Es war eine mühevolle und sehr schweißtreibende Angelegenheit bis wir zu den ersten Pflanzen gelangten. Aber es hatte sich gelohnt. Im dichten Gestrüpp
stand ein Prachtexemplar neben dem anderen. Die Körpergröße betrug bei einigen Pflanzen bis zu 45 cm. Trotz dieser Größe möchte ich die Körperform als kugelig bezeichnen. Eine Erhöhung der Rippenzahl konnte nicht
festgestellt werden. Viele der gefundenen Exemplare hatten fünf Rippen ausgebildet. Dazwischen konnten aber auch einige Pflanzen mit nur vier Rippen entdeckt werden, diese wiesen eine gedrückte Körperform mit
breiter Basis auf. Mittig auf den Rippen stehen die Areolen. Sie haben einen Abstand je nach Ausrichtung des Standortes zwischen 0,5 cm bis hin zu 1,5 cm. Manchmal einer Perlenkette gleichend. Die an einigen
Pflanzen vorhanden gelben Blüten haben einen Durchmesser von ca. 4 cm. Wobei zwei Reihen Blütenblätter ausgebildet werden. Es war schön zu beobachten, wie kleine Bienen sich in den dichten Staubgefäßen tummelten und
somit die Bestäubung sicher stellten. Für die Gattung typische Wollflocken bedecken die Epidermis. Beim Betasten oder durch andere mechanische Einflüsse fallen die Flocken ab. Die Pflanzen wirken dann teilweise
etwas angestoßen. Weitere Kakteen als Begleitflora kann nicht genannt werden. Zumindest wurde keine von uns entdeckt. Interessant ist, dass dieses Habitat auf einer Höhe über dem Meer von 623 Meter liegt. Weiter
südlich vorkommende Populationen gedeihen dagegen auf einer Höhe die im Durchschnitt bei ca. 1.120 Meter über dem Meer liegt. Auch die Ökologie des Habitats unterscheidet sich in einigen Punkten sehr stark von den
südlichen Verwandten. Sind diese fast ausschließlich in Gebieten mit Kalkschotter und felsigem Gesamtbild anzutreffen, so muß man im nördlichen Teil des Jaumave-Tals umdenken. Kalkschotter bzw. Felsen sind hier
nicht die bevorzugten Wuchsorte von Astrophytum myriostigma. Weicher, heller kalkhaltiger Lehm mit einer leichten Humusdecke wird von diesen hier ansässigen Population als Substrat bevorzugt. Bleibt für mich zu
hoffen, dass der bei unserem Besuch gänzlich trockene Fluß nicht noch weiter an diesem Habitat arbeitet und das auch in Zukunft noch Astrophytum myriostigma hier anzutreffen ist.
Literatur
K.-P. Kleszewski,(1997):Astrophyten im Jaumave-Tal.
Kaktusblüte 43-46
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